Die Geschichte der Petrikirche

Die erste lutherische Kirche in St. Petersburg wurde 1704 auf dem Gelände der Peter-und-Paul-Festung eröffnet. Deren Ziel war es, alle militärischen Mitglieder der evangelisch-lutherischen Konfession geistlich zu unterstützen. Zur gleichen Zeit, am linken Ufer der Newa, bildete sich eine Gruppe evangelischer Christen, die sich im Haus der russischen Flotte versammelten. Diese Gemeinde war multinational; die Mehrheit war jedoch deutscher Herkunft und lutherischen Glaubens. Der Vizeadmiral überreichte dieser Gemeinde eine Holzkapelle, die sich direkt in seinem eigenen Hof befand. Seitdem gibt es eine eigene Gemeinde, die später als Gemeinde St. Petri bekannt wurde. 

Am 27. Dezember 1727 erließ Peter II. ein Dekret, wonach die Gemeinde ein Grundstück auf „Nevskaya Pershpektiva“ (heute Newski-Prospekt) erhielt, auf dem eine Kirche, eine Kirchenschule und ein Pfarrhaus gebaut werden sollten. Das Bauprojekt wurde vom Schutzpatron der Gemeinde, Graf Münnich, entwickelt. Der erste Stein der neuen Kirche wurde am 29. Juni 1728 am Tag der heiligen Apostel Petrus und Paulus gelegt. Zu ihren Ehren weihte Pastor Nazcius am 14. Juni 1730 die Kirche.

Zu Beginn des 19. Jahrhunderts war das Gebäude sehr baufällig, außerdem konnte es die wachsende Gemeinde nicht mehr aufnehmen. 1833 wurde die Kirche aus dem 18. Jahrhundert abgerissen.

Im Mai 1833 wurde auf einer der Versammlungen des Kirchenvorstandes das Projekt von Alexander Brüllow, dem Gewinner des Wettbewerbs, angenommen und am 21. August 1833 wurde der Grundstein der neuen Petrikirche gelegt. Die Bauarbeiten dauerten 5 Jahre.

Am Reformationstag, dem 31. Oktober 1838, wurde die Kirche eingeweiht und steht bis heute am Newski-Prospekt 22-24. Alexander Brüllows Meisterwerk, das Merkmale der romanischen Basilika und des russischen Klassizismus harmonisch miteinander verbindet, ist die größte lutherische Kirche in Russland. Unter den vielen Kunstwerken, die einst die Petrikirche schmückten, waren zwei Altarbilder besonders wertvoll: Holbeins Gemälde Jesus mit Thomas dem Ungläubigen und seinen Jüngern, das 1707 vom Hofkünstler J. F. Groth gestiftet wurde, und eine riesige Leinwand „Christus am Kreuz“ vom berühmten russischen Künstler Karl Brüllow.

Von 1895 bis 1897 wurde das Innere der Kirche wurde unter der Leitung des Architekten Prof. Maximilian Messmacher restauriert.

Im 19. Jahrhundert hörte die Gemeinde nicht auf, zu wachsen. Im Jahr 1862 betrug die Zahl der Gemeindemitglieder 17.600 und im Jahr 1912 – 21.000.

Die Revolution von 1917 war ein tragischer Wendepunkt in der Geschichte der Petrikirche.

Viele Gemeindeglieder verließen Russland. Das Kirchengebäude und all sein Inventar wurde verstaatlicht. In den 1920er Jahren wurden immer noch Gottesdienste abgehalten, jedoch nahm die Unterdrückung von Christen aller Konfessionen zu. Die Verfolgungen und Verhaftungen begannen.

Als sich die Gemeindeglieder am Heiligabend 1937 zum Gottesdienst versammelten, kamen sie nicht in die Kirche, da die Kirchentür verschlossen war. Die Petrikirche-Pastoren Paul Reichert und Bruno Reichert wurden verhaftet und später, 1938, erschossen. Nach der Schließung der Kirche wurden teure Möbel und Kunstwerke geplündert. Holbeins Altarbild wurde in die Eremitage überführt, und Brüllows „Christus am Kreuz“ kam in das Russische Museum. Das Schicksal der bemerkenswerten Walker-Orgel ist unbekannt geblieben.

In den darauffolgenden 20 Jahren bis 1958 wurde das Kirchengebäude als Lager von verschiedenen Organisationen genutzt. Danach wurde hier ein Schwimmbad gebaut, das 1962 eröffnet wurde.

Das Kirchengebäude St. Petri wurde im Juni 1993 in die Evangelisch-Lutherische Kirche in Russland eingebracht, und die Petrikirche selbst wurde zur Kathedrale.

Derzeit hält hier die evangelisch-lutherische Gemeinde St. Anna und St.Petri Gottesdienste ab.